Gerechte Ressourcenpolitik ist möglich – Neue Rohstoff-Studie für Baden-Württemberg vorgestellt

Lithium, Kobalt und Co. – Baden-Württemberg hat einen überdurchschnittlich hohen Bedarf an weltweit begehrten metallischen Rohstoffen. Die neue Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ dokumentiert Zahlen zum Rohstoffbedarf Baden-Württembergs sowie die gravierenden Auswirkungen des Rohstoffabbaus in ausgewählten Herkunftsländern. Kann die baden-württembergische Politik angesichts massiver Menschenrechtsverletzungen für mehr Gerechtigkeit in der Rohstoffbeschaffung sorgen? Antworten fand die Entwicklungspolitische Herbstkonferenz des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e. V. (DEAB) am 17. November 2025 unter dem Titel „„Zukunftsfähige Ressourcenpolitik unter Berücksichtigung von Rohstoffgerechtigkeit“ mit Staatssekretär Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneten sowie Expert*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen und zahlreichen Gästen.

Nzimbu Cathy Plato, Vorständin des DEAB, verwies angesichts des Minenunglücks im Kongo am vergangenen Freitag mit über 100 Toten auf die Dringlichkeit der Rohstoffwende und verlieh ihrem Wunsch Ausdruck, dass die Studienergebnisse nicht versanden, sondern als Grundlage für eine Strategie hin zu einer gerechten Ressourcenpolitik dienen mögen.

Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, betonte in seiner einführenden Rede die hohe Bedeutung der Ressourceneffizienzstrategie des Landes. „Wir müssen das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppeln“, sagte Baumann. Aufgabe der Politik müsse es sein, dafür zu sorgen, dass es billiger und einfacher wird, Rohstoffe im Kreislauf zu führen als neu gewonnene einzusetzen. „Wir sollten auch möglichst viele Rohstoffe im Land gewinnen. Das macht uns unabhängiger“, so Baumann. „Es ist darüber hinaus ungerecht, anderen unseren ökologischen Rucksack vor die Tür zu stellen.“

Sonja Limberger, ifeu-Institut, stellte die Ergebnisse der Studie vor: Baden-Württemberg hat einen, im Vergleich zur Bundesebene, überdurchschnittlich hohen Bedarf an Rohstoffen. Insbesondere metallische Rohstoffe werden ausschließlich importiert. Fünf metallische Rohstoffe konnten als Schlüsselrohstoffe identifiziert werden: Lithium und Kobalt, die für die Herstellung von Batterien von enormer strategischer Bedeutung sind sowie Kupfer, Aluminium und Wolfram, die essenziell sind für die Elektrotechnik und den Maschinenbau. Interviews mit betroffenen Menschen und Expert*innen beschreiben die Situation in den Abbauregionen. „Es war für mich erschütternd zu hören, wie sich das Leben in den Bergbauregionen gestaltet“, so Limberger. Die Interviewpartner*innen berichteten von Vertreibungen, sexualisierter Gewalt bis hin zu Mord. Auch Wasser und Umwelt leiden.

 

Baden-Württemberg – aktiv für mehr Rohstoffgerechtigkeit

 

Die Studie erarbeitete Handlungsempfehlungen für die Politik. Dazu zählen u.a. klare politische Rahmenbedingungen wie das Lieferkettengesetz sowie Maßnahmen wie die Senkung des Primärrohstoffbedarfs oder der direkte Dialog mit den Betroffenen der Abbauregionen. Felix Roll, Werkstatt Ökonomie, setzte den Schwerpunkt auf eine nachhaltige Beschaffung: „Die Öffentliche Beschaffung macht 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Das ist ein sehr starker Hebel zur Durchsetzung von sozialen und ökologischen Kriterien.“ Ein Landeskompetenzzentrum, wie in anderen Bundesländern bereits vorhanden, könnte die Beschaffer*innen der Kommunen mit Fachwissen unterstützen. Und in einem Landesvergabegesetz könnten soziale und ökologische Kriterien für sensible Produkte verbindlich aufgenommen werden.

Sebastian Cuny, MdL (SPD) stimmte zu: „Das Land Baden-Württemberg muss ein Vorbild sein im Bereich der nachhaltigen Beschaffung.“ Wichtig sei es, die Wirtschaft einzubeziehen mit dem Ziel, dass sie den Bereich Rohstoffgerechtigkeit bei ihrer Beschaffung und Produktion mitdenke. Darüber hinaus brauche es einen Bewusstseinswandel bei den Konsument*innen im Hinblick auf mehr nachhaltigen und fairen Konsum und einen bewussteren Umgang mit den begrenzten Ressourcen. „Wir müssen dafür insbesondere die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung sowie die wertvolle Arbeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit in Baden-Württemberg stärken, auch durch mehr strukturelle Förderung.“

Thomas Marwein, MdL (Grüne) sagte: „Neben unserer „Landesstrategie Ressourceneffizienz“, die seit 2016 einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit für Baden-Württemberg leistet, müssen wir zukünftig mehr die Menschenrechtssituation und die Umweltzerstörung in den Abbauregionen sowie die nachhaltige Beschaffung in unserem Land in den Fokus nehmen.“

Dr. Albrecht Schütte, MdL (CDU) machte klar, dass ein großer Einfluss des Landes zur Vermeidung von sozialen und ökologischen Missständen in einer Erhöhung der Recyclingquote bestehe: „Und gerade hier sind wir als Baden-Württemberg in der Forschung spitze. Das wollen wir weiter ausbauen und so den Bedarf an Rohstoffen minimieren.“

Die Landtagsabgeordneten stellten klar: Mittelbar könne Baden-Württemberg die Situation in den Abbauregionen nicht beeinflussen. Die Diskussion zeigte jedoch, dass das Land zahlreiche Möglichkeiten hat, für einen geringeren Verbrauch an Ressourcen und für mehr Fairness in der Rohstoffbeschaffung zu sorgen.

Die Ergebnisse der Studie werden in den kommenden Wochen veröffentlicht werden und sind dann der Öffentlichkeit zugänglich.

 

Hintergrundinformationen

Die Studie: Die Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ soll in einem ersten Schritt einen Überblick liefern über den Rohstoffverbrauch und -bedarf in Baden-Württemberg. Darauf aufbauend soll sie ermitteln, welche Menschenrechtsverstöße und Umweltzerstörungen der Abbau und die Verarbeitung dieser Rohstoffe mit sich bringt. Mit diesen wissenschaftlichen Ergebnissen kann die Studie als Grundlage dienen, um Politik, Unternehmen und die breite Bevölkerung auf die Notwendigkeit einer Rohstoffwende aufmerksam zu machen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Studie wird gemeinschaftlich vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB), dem ifeu-Institut Heidelberg und der Werkstatt Ökonomie durchgeführt und vom Umweltministerium Baden-Württemberg finanziert.

 

Das ist der DEAB180 entwicklungspolitische Organisationen und Netzwerke in Baden-Württemberg, insgesamt über 400 Gruppen und Organisationen, bilden den Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB). Zentrale Aufgaben des 1975 gegründeten Dachverbands sind die Förderung seiner Mitglieder und die politische Vertretung ihrer Anliegen gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Der DEAB ist Herausgeber des Journals Südzeit und Träger des Eine Welt-Promotor*innen-Programms sowie des Interkulturellen Promotor*innen-Programms. Information: www.deab.de

HandyHeld*innen: Gemeinsam für den Planeten

Schülerinnen und Schüler der Hermann-Hesse-Realschule Göppingen erforschen globale Zusammenhänge rund ums Smartphone

Wie hängt mein Smartphone mit dem Klimawandel, Kinderarbeit oder fairen Löhnen zusammen? Und was kann ich selbst tun, um nachhaltiger mit Technik umzugehen?
Diesen Fragen gingen rund 270 Schüler*innen der Klassenstufen 5 bis 7 beim Aktionstag „HandyHeld*innen: Gemeinsam für den Planeten“ an der Hermann-Hesse-Realschule Göppingen nach.

Unter der Koordination des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) und des Kreismedienzentrums Göppingen (KMZ GP) wurde der Tag in Kooperation mit der Handy-Aktion Baden-Württemberg sowie zahlreichen Initiativen und Bildungsakteur*innen umgesetzt.
Zum Bündnis gehörten: Jugend trifft Politik (DEAB), der Diözese Rottenburg-Stuttgart (DRS), die Stadt Göppingen, das Landratsamt Göppingen, Bildungsreferent*innen von DiMÖESTUBE und BtE sowie das Repair Café.

 

Warum „HandyHeld*innen“?

Der Titel des Tages war Programm: „HandyHeld*innen“ steht für all jene, die Verantwortung übernehmen – im Kleinen wie im Großen. Ziel war es, jungen Menschen zu zeigen, dass jede und jeder zum „Handy-Helden“ werden kann: durch Reparieren statt Wegwerfen, bewussten Konsum und kritisches Hinterfragen der digitalen Welt.

„Handys sind ein Symbol unserer globalisierten Welt – sie verbinden uns, aber sie verbinden uns auch mit den Herausforderungen anderer Regionen. Genau dieses Bewusstsein wollen wir fördern“, so Stefan Raaf, Leiter des Kreismedienzentrums Göppingen.

 

Workshops mit Herz, Verstand und Werkzeug

In vielfältigen Workshops setzten sich die Jugendlichen mit nachhaltiger Digitalisierung, Rohstoffgerechtigkeit, Reparaturkultur und globalen Lieferketten auseinander.
Sie entwickelten kreative Chatbots, bauten Recycling-Roboter, nahmen eine Radiosendung auf und entdeckten in praktischen Übungen, wie sich Handys reparieren lassen.

„Das Tolle war zu sehen, wie viel Neugier, Gestaltungswille und Motivation in den Jugendlichen steckt. Die Schüler*innen waren mit echter Freude und Begeisterung bei der Sache und haben sich mit großem Interesse auf die Themen eingelassen“, sagte Simone Dinse de Salas von der Religionspädagogischen Koordinierungsstelle (DRS). Auch Martin Ruoff vom Repair-Café Ebersbach zeigte sich beeindruckt: „Wenn Schüler*innen zum ersten Mal selbst ein Gerät öffnen und verstehen, wie und was repariert werden kann, entsteht eine Beziehung zu jenem Gegenstand und ein Bewusstsein für Wertschätzung und Nachhaltigkeit kann sich entwickeln.“
Die Themen reichten von globaler Gerechtigkeit und Recycling über faire Lieferketten bis hin zu Gesundheit, Medienkompetenz und Digitalisierung.

Höhepunkt: Politik auf Empfang – Jugendliche im direkten Dialog mit Politiker*innen

Zum Abschluss des Tages trafen die Jugendlichen in einem eigens entwickelten Format, „Politik auf Empfang“, auf Politiker*innen aus der Region.
Nach einem kurzen Einstieg in Form eines Quizes mit den Schülersprecher*innen ging es in den direkten Austausch: In kleinen Gesprächsinseln diskutierten Schüler*innen und Politiker*innen auf Augenhöhe über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und politische Verantwortung.

Mit dabei waren:

  • Sarah Schweizer, MdL (CDU), Sprecherin für Wald-, Forst- und Jagdpolitik, Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Göppingen
  • Ayla Cataltepe, MdL (CDU), Sprecherin für Integration sowie für Islam, Politischer Islam und Islamismus
  • Mariska Ott, Landtagskandidatin Bündnis 90/Die Grünen
  • Sabrina Hartmann, SPD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidatin
  • Peter Köber, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP, Landtagskandidat im Wahlkreis Göppingen
  • Daniel Requard, Konrektor der Hermann-Hesse-Realschule

Der Austausch zeigte deutlich, dass junge Menschen viele Fragen an die Politik haben und sich keineswegs scheuen, diese auch direkt zu stellen. Die Gespräche waren lebendig, offen und von echtem Interesse geprägt.
An mehreren Gesprächsinseln entstand so viel Austausch, dass die Zeit am Ende kaum ausreichte. Viele Schüler*innen äußerten, sie hätten sich gerne noch länger mit den Politiker*innen unterhalten.
Auch von politischer Seite kam positive Resonanz: Das Format wurde als erfrischend, nahbar und dialogorientiert beschrieben – ganz anders als klassische Podiumsdiskussionen.

 

Ein Tag für globale Verantwortung und lokales Engagement

Der Aktionstag verband Bildung, Kreativität und Engagement auf inspirierende Weise.
Die Schüler*innen lernten, dass Nachhaltigkeit nicht bei der Mülltrennung endet, sondern bei jeder Kaufentscheidung beginnt und dass globale Gerechtigkeit im Alltag erfahrbar wird.

„Es war beeindruckend zu erleben, wie die Schüler*innen Verantwortung übernehmen, kritisch fragen und eigene Ideen entwickeln. Das zeigt, wie viel Potenzial in schulischer Bildungsarbeit steckt, wenn globale Themen erfahrbar werden“, so Camila Rodriguez von der Handy-Aktion Baden-Württemberg.

Die Organisator*innen planen, den HandyHeld*innentag künftig auch an weiteren Schulen in Baden-Württemberg durchzuführen.
Interessierte Bildungseinrichtungen oder lokale Partner*innen können sich gerne für eine Kooperation beim DEAB, der Handy-Aktion Baden-Württemberg oder dem Kreismedienzentrum Göppingen melden.

Online-Reihe „Handy-Treff um 5 vor 4“ | Nächster Termin im Januar

Online-Reihe „Handy-Treff um 5 vor 4“

Wir laden Sie herzlich ein, Neues zu erfahren und sich mit uns für einen nachhaltigen und umweltgerechten Einsatz von Rohstoffen einzusetzen.
Jeweils um 5 vor 4 treffen wir uns online und bieten Ihnen neue Themen und Impulse rund um das Thema „Rohstoffe und Handys“.

Flyer zum Download

 

Donnerstag, 15. Januar 2026, 15:55 – 17:00Uhr

Online-Handytreff „5 vor 4“: Kreislaufwirtschaft in der weltweiten Praxis

Theresa Utzig von Inkota stellt die neue Inkota-Broschüre zu Kreislaufwirtschaft mit Beispielen aus der weltweiten Praxis vor. Kreislaufwirtschafts-Initiativen in verschiedenen Bereichen und Ländern machen so die Realität der sozial-ökologischen Transformation greifbar und erlebbar und können uns viele Impulse geben.

Online via Zoom
Zoomlink: https://eu01web.zoom.us/j/65875470806?pwd=Uy80M0JNTkoyUGF5c0FOc1FHTXpiZz09
Meeting-ID: 658 7547 0806
Kenncode: 904587

Eine Anmeldung ist nicht nötig, einfach reinkommen!

 

 

 

Bereits vergangene Folgen

 

Dienstag, 18. Februar 2025

Handy-Recycling wie geht das?
„Refurbishment oder Recycling – was passiert mit den gebrauchten Handys?“

Über das Telekom Handysammelcenter werden gemeinsam mit vielen Engagierten jährlich über 100.000 gebrauchte Handys und Smartphones gesammelt. Was passiert nach der Einsendung der Sammelboxen mit den mobilen Geräten und warum ist es nachhaltiger, diese „getrennt“ zu sammeln? Der Vortrag informiert darüber, welche metallischen Rohstoffe beim Recycling wiedergewonnen werden und was man unter „thermischen Recycling“ versteht. Darüber hinaus werden verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie es gelingen kann mehr Handys aus den Schubladen zu holen.

Referentin: Cornelia Szyszkowitz, Nachhaltigkeitsexpertin, Deutsche Telekom Technik

 

Dienstag, 13. Mai 2025

Sind jetzt bald alle Handys fair? – Lieferkettengesetz, Critical Raw Materials Act und Co.

Handys von Samsung und Apple werden in Deutschland mit Abstand am meisten genutzt. Mit deutlichem Abstand folgen Geräte von Xiaomi, Huawei, Google, Motorola und Asus. Die Lieferketten für die Herstellung sind nach wie vor stark intransparent. Was wissen wir dennoch (neues)? Werden die Smartphones dieser Hersteller dank der neuen Regulierungen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder neuer EU-Richtlinien unterdessen fairer und ökologisch nachhaltiger produziert? Die Referentin gibt einen Überblick über den aktuellen Stand von Regulierungen für Menschenrechte in den Smartphone-Lieferketten.

Referentin: Anne Neumann, INKOTA-netzwerk e.V.

 

Dienstag, 27. Mai.2025

iFixit – Das Recht auf Reparatur, Anleitungen für Reparaturen, Bildungsansätze

iFixit ist die größte Online-Plattform mit kostenlosen Reparaturanleitungen für alles, geschrieben von allen. Ihr Ziel ist es, Menschen weltweit zu befähigen, ihre Dinge selbst zu reparieren. Deswegen setzt sich iFixit auch für das Recht auf Reparatur ein. Im Fokus dieser Veranstaltung stehen das Konzept und die Arbeit von iFixit  sowie die politische Arbeit  im Bereich „EU right to repair“.

Referent: Manuel Häussermann, iFixit

 

Dienstag, 03. Juni 2025

Der Bergbau im Osterzgebirge im globalen Kontext

Der Vortrag zeigt, wie der EU-Critical Raw Materials Act (CRMA) den Lithiumbergbau im Erzgebirge und in der angrenzenden Region Tschechiens neu belebt. Mit den Projekten Zinnwald Lithium (D) und Cínovec (CZ) entstehen neue Abbauvorhaben.
Gleichzeitig wächst der Widerstand von Bürgerinitiativen auf beiden Seiten der Grenze – vergleichbar mit Protesten im Globalen Süden. Der Promotor hat enge Kontakte zu diesen Gruppen aufgebaut und zeigt, wie daraus gemeinsame thematische Veranstaltungen hervorgegangen sind, die Rohstoffgerechtigkeit fördern und Kritik am globalen Rohstoffabbau üben. Exemplarisch zeigt sich hier, wie ähnliche Anliegen und Erfahrungen Akteure in Bergbaugebieten im globalen Norden und Süden miteinander verbinden. Dabei geht es nicht nur um lokale Folgen, sondern um den Kern des Problems: die Verantwortung der Industrieländer – insbesondere im Kontext politischer Entscheidungen, der E-Mobilität und sogenannter „grüner Technologien“, die neue Abhängigkeiten schaffen.

Referent: Oscar Choque, Fachpromotor für Ressourcengerechtigkeit in Sachsen

 

Dienstag, 16. September 2025

Handys sammeln mit Freddy Datenfresser

Seit Anfang Mai kooperieren die Handy-Aktionen Baden-Württemberg und Bayern mit dem neuen Handysammelsystem Freddy Datenfresser des rheinlandpfälzischen Inklusions- und Recyclingbetriebs JuRec IT. Geschäfsführer Matthias Juchum erklärt die Verarbeitungsprozesse und steht Rede und Antwort zu allen Fragen rund ums Handy-Recycling.

Referent: Matthias Juchum, Geschäftsführer Freddy Datenfresser/JuRec IT (freddy-datenfresser.de)

 

Dienstag, 21. Oktober 2025

Bildungsmaterialien zur Handy-Aktion und Rohstoffgerechtigkeit

Digital, global, gerecht?
Der interaktive Online-Vortrag gibt Einblicke in Bildungsmaterialien rund ums Smartphone – von Rohstoffabbau über Elektroschrott bis zu nachhaltiger Digitalisierung.
Mit Methoden aus den Handy-Aktionen Deutschland und globalen Perspektiven zeigt der Vortrag, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen spannend und alltagsnah gestaltet werden kann.

Referentin: Camila Rodriguez, Handy-Aktion Baden-Württemberg

Moderation: Rocío Rueda O./BtE Programm-EPiZ Reutlingen

 

Dienstag, 18. November 2025

Gold im Handy – funkelnd, wertvoll, zerstörerisch

Man sieht es nicht, man riecht es nicht: Es sind auch nur ein paar hundertstel Gramm Gold im Handy – und dennoch werden dafür große Mengen Gestein oder Sand bewegt und Umwelt und Menschen mit Giften kontaminiert. Bei sachgemäßem Verschrotten und Recyceln von Handys wird auch das Gold herausgelöst. 20 recycelte Handys können eine Tonne Gestein ersparen, das abgesprengt, abgebaggert, zerkleinert und mit giftiger Lauge versetzt würde. Wie es zugeht beim Goldabbau (in den Anden und an Amazonaszuflüssen) und was man bedenken sollte beim Verbrauch von Gold (für Handy, Zahn, Schmuck usw.) – das ist Thema des Vortrags. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zur Diskussion.

Referent: Dr. Hartmut Heidenreich, ehrenamtlich im Koordinationsteam der Kampagne Bergbau Peru, war zuletzt Direktor des Bildungswerks der Diözese Mainz

Moderation: Ulrike Lieber, DiMOE – Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung

 

Montag, 1. Dezember 2025

Kampf gegen Bergbau: Brumadinho und die Folgen – Die Katastrophe in der Eisenerz-Mine und die aktuelle Situation in Brasilien

Im brasilianischen Brumadinho brach im Januar 2019 der Damm eines Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine, der kurz vorher von der brasilianischen Tochtergesellschaft des deutschen TÜV Süd noch als sicher deklariert wurde. Die Schlammlawine kostete 272 Menschen das Leben, drei weitere gelten als vermisst. Die juristische Aufarbeitung des Unglücks verzögert sich noch immer. Der Referent Bischof Dom Vicente Ferreira war damals in der betroffenen Region tätig und setzt sich auch heute in seinem neuen Wirkungsbereich gegen die Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen von Minenbetreibern ein. Er berichtet über die Situation der Menschen heute in Brumadinho und den aktuellen Kampf gegen Bergbau in Brasilien. Wie könnte ein starkes Lieferkettengesetz zu mehr Gerechtigkeit beitragen?

Für eine Übersetzung ist gesorgt.

Referent: Bischof Dom Vicente Ferreira, Brasilien

Moderation: Gisela Voltz, Handyaktion Bayern/Mission EineWelt

Neu: Kinderbroschüre „Frida, die Rohstoffdetektivin“

„Frida ist Rohstoff-Detektivin und ein neugieriges, liebes Wesen mit einer wichtigen Mission. Sie will herausfinden: Wo kommen die Rohstoffe im Handy her? Wer baut sie ab? Und was passiert, wenn Handys alt sind und nicht mehr gebraucht werden? Mit diesem Heft begleiten wir Frida auf ihrer Reise von Deutschland in den Kongo zu den Minen, in denen Rohstoffe für die ganze Welt abgebaut werden bis nach Ghana, wo Elektroschrott – auch aus Deutschland – gelagert wird. Frida lernt Kinder in diesen Ländern kennen, die von einer besseren Zukunft träumen und trifft nach ihrer Rückkehr auf Freddy, der ihr beim Sammeln von alten Handys und Tablets hilft. Gemeinsam mit den Kindern in der Schulklasse entwickeln sie tolle Ideen und laden uns ein, mitzumachen.

Zielgruppe: Kinder von 6 – 12 Jahren

Hintergrundinformationen: Das Heft „Frida, die Rohstoff-Detektivin und der ungelöste Fall der Handy-Müllhalde“ wird von der Handy-Aktion Baden-Württemberg, JuRec-IT/Freddy-Datenfresser in Landau, Brot für die Welt und der missio-Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart, den beiden evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen in Baden-Württemberg, dem Diakonischen Werk in Baden-Württemberg, Mission Eine Welt Bayern und dem Studienbegleitprogramm für ausländische Studierende / Stube herausgegeben. Das von Ilona Koglin (Text & Layout) und Rocío Rueda Ortiz (Illustration) liebevoll gestaltete DIN A5 Heftchen hat 20 Seiten.

Download des Heftes 

Auch analog bestellbar über Ralf Häußler –