Eine Woche Zeit für bewusstes “Digital-Sein”

Die Fastenaktion “Klimafasten” regt dazu an, sich Zeit zu nehmen, das eigene Handeln im Alltag zu überdenken, Neues auszuprobieren, etwas zu verändern und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In Woche 4 stand in diesem Jahr die Beschäftigung mit bewusstem “Digital sein” im Mittelpunkt.

Surfen, Musik hören, Filme gucken … all das können wir grenzenlos im Internet. Sie ist wunderbar – diese digitale Welt. Doch leider ist sie nicht so umweltfreundlich wie sie scheint. Die Rohstoffe und Energie haben einen großen Fußabdruck – auch für das Klima: Allein eine halbe Stunde Serien-Streaming verursacht etwa 1,6 kg CO2 – so viel wie eine kurze Autofahrt. Der Rohstoffabbau für Smartphone, Tablet o.a. geht mit Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltzerstörung einher.

Weitere Informationen:
www.klimafasten.de/wochenthemen-2021/4_Digital-sein1

Handy-Aktion BW sammelt mehr als 100.000 Alt-Handys

Die Handy-Aktion Baden-Württemberg kann ein stolzes Zwischenergebnis vermelden: Bis Mitte 2020 wurden mehr als 106.000 gebrauchte Mobiltelefone gesammelt, davon allein über 15.000 im letzten halben Jahr. Umweltminister Franz Untersteller als Schirmherr der Aktion gratulierte zum Sammelergebnis.

Umweltminister gratuliert zu Sammelergebnis

Im Jahr 2015 wurde in Baden-Württemberg die landesweite „Handy-Aktion“ gestartet, als ein breites Bündnis von Organisationen aus Kirchen und Zivilgesellschaft. Seit Juni 2017 ist die Handy-Aktion Baden-Württemberg Kooperationspartner der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg. Umweltminister Franz Untersteller als Schirmherr der Aktion gratulierte zum erzielten Sammelergebnis:

 “Die Handy-Aktion ist eines der anschaulichsten Beispiele für nachhaltigen Umgang mit wertvollen Ressourcen und damit für Umweltschutz. Was wir aus den alten Handys rausholen – Gold, Silber, Kupfer – können wir in neuen Handys als Sekundärrohstoffe wiederverwenden. Sie sind günstiger und müssen nicht unter oft sehr schwierigen Bedingungen aus dem Boden gewonnen werden. Recycling ist ökonomisch, ökologisch und sozial ein Gewinn.“

Untersteller ruft dazu auf, sich an den Sammelaktionen zu beteiligen und dabei mitzuhelfen, die Recyclingquote zu erhöhen. Mit den Handy-Sammlungen konnten somit rund 960 Kilogramm Kupfer, 16 Kilogramm Silber und 2,7 Kilogramm Gold in den Kreislauf zurückgeführt werden.

 

Wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückführen und über Hintergründe informieren

Die Handy-Aktion Baden-Württemberg hat es sich zum Ziel gesetzt, die Rohstoff-Schätze, die in den Schubladen-Handys enthalten sind, zu heben, so dass diese einem geordneten Recycling zugeführt werden können. Gleichzeitig möchte die Aktion auf die globalen Zusammenhänge beispielsweise bei der Gewinnung von Rohstoffen und der Fertigung aufmerksam machen. Bis Ende 2019 wurden rund 240 Bildungsveranstaltungen durchgeführt und dabei über 6.500 Personen erreicht. Mit dem Erlös der Handysammlungen werden drei Gesundheits-, Umwelt- und Bildungsprojekte in der Demokratischen Republik Kongo, in Uganda und in Äthiopien unterstützt. Ausgehend von Baden-Württemberg gibt es mittlerweile auch in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland ähnliche Aktionen, die in einem Netzwerk eng zusammenarbeiten.

 

Konfirmandinnen und Konfirmanden sammeln Alt-Handys

Derzeit läuft die sogenannte „Konfi-Schubladen-Challenge“, zu der die Landesbischöfe in Baden und Württemberg gemeinsam mit der Handy-Aktion Baden-Württemberg aufgerufen haben. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der beiden Landeskirchen werden dabei herausgefordert, selbstständig in ihren Gemeinden Handy-Sammlungen zu organisieren und im Zeitraum August bis November 2020 gemeinsam mindestens 38.000 gebrauchte Mobiltelefone zu sammeln.

Ziel der „Konfi-Schubladen-Challenge“ ist es, dass die Konfis sich als Gruppe für ein gemeinnütziges Projekt einsetzen. Pfarrerinnen und Pfarrer können die Aktion unterstützen, sollen aber die Organisation nach Möglichkeit den Konfis überlassen. Wenn das Ziel, gemeinsam 38.000 Alt-Handys zu sammeln erreicht wird, wird für alle Teilnehmenden eine Wohnzimmerdisco mit DJ Faith per Livestream organisiert.

Der Begriff „Schubladen-Challenge“ basiert auf der Annahme, dass laut neuesten Umfragen (Bitkom Research, 2020) in Deutschlands Schubladen über 199 Millionen gebrauchte Mobiltelefone ungenutzt herumliegen. Diese enthalten wichtige Rohstoffe, die über einen geordneten Recyclingprozess wiedergewonnen werden können.

Online-Seminar-Reihe “Nachhaltige Elektronik”

Das Netzwerk der Handyaktionen lädt Multiplikator*innen der Bildungsarbeit und weitere Interessierte ein, in einer Online-Seminar-Reihe den politischen Lösungsansätze zu Rohstoffen und Menschenrechten nachzugehen.

Nachhaltige Elektronik – Politische Lösungsansätze zu Rohstoffen und Menschenrechten

Mobiltelefone, Fernseher, Laptops, Drucker – Elektronikgeräte gehören zu unseren alltäglichen Begleitern. Für den Abbau der in ihnen enthaltenen Rohstoffe werden immer wieder Menschenrechte verletzt. Welche Auswirkungen hat der Abbau der Rohstoffe im Globalen Süden? Welche politischen Handlungsansätze werden diskutiert, um die Achtung der Menschenrechte im Rohstoffabbau zu sichern und den Rohstoffverbrauch zu reduzieren? Welche Weichen müssten gestellt werden, damit Geräte langlebiger und besser reparierbar werden und das fachgerechte Recycling wertvoller Rohstoffe gestärkt wird? Wie können wir in der Bildungsarbeit für Ressourcengerechtigkeit und den Schutz der Menschenrechte sensibilisieren?

Das Netzwerk der Handyaktionen lädt Multiplikator*innen der Bildungsarbeit und weitere Interessierte ein, in einer Online-Seminar-Reihe diesen Fragen nachzugehen.

Termine:

Dienstag, 06. Oktober 2020, 17:00 -18:15 Uhr: Rohstoffkatastrophe Handy – Perspektiven aus dem Globalen Süden
Referenten: Oscar Choque (AYNI Verein für Ressourcengerechtigkeit e.V.), Jean-Gottfried Mutombo (Amt für MÖWe der EKvW)

Dienstag, 06. Oktober 2020, 18:30 -19:30 Uhr: Deutsche Rohstoffpolitik auf dem Prüfstand
Referentin: Hannah Pilgrim (Arbeitskreis Rohstoffe)

Donnerstag, 08. Oktober 2020, 18:00 bis 19:30 Uhr: Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Recycling: Politische Wege zur Ressourcenschonung im Elektroniksektor
Referent*innen: Rebecca Heinz (Germanwatch), Sascha Roth (NABU)

Montag, 12. Oktober 2020, 17:00 bis 19:00 Uhr: Ressourcenschutz und -gerechtigkeit im Globalen Lernen/BNE
Workshopleiter*innen: Nicole Hesse (KATE e.V.), Nora Vargas (Eine Welt-Landesnetzwerk Saarland), Half Häussler (ZEB)

Nähere Informationen zur Reihe:
https://mission-learning.org/handyaktionen/

Anmeldung zu den einzelnen Online-Seminaren:
per Mail an: info@handyaktion-bayern.de

Flyer zum Download:
Flyer_Online_Seminare_Nachhaltige_Elektronik_Rohstoffe_Menschenrechte

Online-Fortbildungen für Multiplikator*innen

Für Multiplikator*innen des Globalen Lernens/Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Pädagog*innen und Interessierte am Thema Handy aus lokalen Eine-Welt-Initiativen und Kirchengemeinden im Bildungsbereich werden am 28. September und 2. Oktober 2020 zwei Online-Fortbildungen zum Thema Handy angeboten.

Handy – fragen. durchblicken. nachhaltig handeln!
Materialien, Methoden, Inhalte, Vernetzung

Montag, 28. September 2020, 15:00 – 17:30 Uhr
via Zoom

Freitag, 2. Oktober 2020, 15:00 – 17:30 Uhr
via Zoom

Die mobile Kommunikation bestimmt unseren Alltag. Handys, Smartphones und Tablets sind allgegenwärtig. Seit Corona hat die mobile Kommunikation noch mehr an Bedeutung ge-wonnen. Woher kommen aber die Rohstoffe, die in diesen Geräten verbaut werden? Unter welchen Bedingungen werden sie in den Minen in Afrika, Asien und Lateinamerika aus dem Boden geholt, in Asien gefertigt und im Globalen Süden wieder entsorgt?

Wollen Sie an Ihrer Schule, in Ihrer Kirchengemeinde, an Ihrer Bildungseinrichtung (Online-) Veranstaltungen zum Themenfeld „Handy“ durchführen? Die Fortbildung kann sowohl als Einstieg in das Thema, als auch als Vertiefung genutzt werden. Die Teilnehmenden werden sich inhaltlich und methodisch mit der Wertschöpfungskette eines Handys auseinanderset-zen. Die Themen der Fortbildung bilden Bezüge zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030.

Wie kann das Thema in der Bildungsarbeit aufgegriffen werden und welche Handlungsmöglichkeiten bietet dabei die „Handy-Aktion Baden-Württemberg“? Es geht um den gemeinsamen Erfahrungsaustausch und das Kennenlernen von verschiedenen (digitalen) Veranstaltungs- und Bildungsformaten zum Thema „Handy“. Gemeinsam wollen wir die möglichen Handlungsfelder definieren und die nächsten Schritte für Ihre Bildungsarbeit und Engagement zum Thema Handy planen.

Sie benötigen zur Teilnahme ein internetfähiges Endgerät (Computer, Tablet, …)
mit stabiler Internetverbindung sowie Lautsprechern und Mikrofon.
Eine Kamera ist erwünscht.

Bitte melden Sie sich für die Online-Fortbildungen bis zum 24. September 2020 per Mail an:
anmeldung@epiz.de
mit Angabe folgenden Betreffes:
Anmeldung_Online-Fortbildung Handy-Multiplikator*innen + Angabe des Datums

Infos zum Download:
Einladung Online-Forbildungen für Multiplikator*innen als PDF

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an uns wenden:
Saron Cabero
Entwicklungspädagogisches Informationszentrum Reutlingen (EPiZ)
Programm „Bildung trifft Entwicklung“
Tel: 0157 3371 5409
Mail: saron.cabero@epiz.de

Die Fortbildungen werden im Rahmen der „Handy-Aktion“ gemeinsam mit dem Programm
„Bildung trifft Entwicklung“ und den Regionalpromotor*innen des Eine Welt- Promotor*innen-Programms organisiert (https://www.einewelt-promotorinnen.de).

Landesbischöfe rufen zu „Konfi-Schubladen-Challenge“ auf

Konfirmanden in Baden und Württemberg sollen 38.000 gebrauchte Mobiltelefone sammeln

Die Landesbischöfe in Baden und Württemberg rufen gemeinsam mit der Handy-Aktion Baden-Württemberg zur „Konfi-Schubladen-Challenge“ auf. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der beiden Landeskirchen werden dabei dazu herausgefordert, selbstständig in ihren Gemeinden Handy-Sammlungen zu organisieren und im Zeitraum August bis November 2020 gemeinsam mindestens 38.000 gebrauchte Mobiltelefone zu sammeln.

In Baden-Württemberg gibt es jährlich rund 38.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden (Stand Statistik 2013). Bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie fand in den letzten Wochen kein oder wenig Konfi-Unterricht statt. Viele Konfirmationen wurden in den Herbst verschoben und die Konfi-Gruppen bestehen weiterhin.

Ziel der Konfi-Schubladen-Challenge ist es, dass die Konfis selbst aktiv werden und sich als Gruppe für ein gemeinnütziges Projekt einsetzen. Pfarrerinnen und Pfarrer können die Aktion unterstützen, sollen aber die Organisation nach Möglichkeit den Konfis überlassen. Wenn das Ziel, gemeinsam 38.000 Alt-Handys zu sammeln (also 1 Gerät pro Konfirmand) erreicht wird, wird für alle Teilnehmenden eine Wohnzimmerdisco mit DJ Faith per Livestream organisiert.

Der Begriff „Schubladen-Challenge“ basiert auf der Annahme, dass laut neuesten Umfragen (Bitkom Research, 2020) in Deutschlands Schubladen über 199 Millionen gebrauchte Mobiltelefone ungenutzt herumliegen. Diese enthalten wichtige Rohstoffe, die über einen geordneten Recyclingprozess wiedergewonnen werden können. Mit den Erlösen der Handy-Sammlungen werden nachhaltige Gesundheits- und Bildungsprojekte in Äthiopien, der Demokratische Republik Kongo und Uganda unterstützt.

Weitere Informationen
www.handy-challenge.de

Mobilisierungs-Workshop

Am 10. September startete eine breit getragene Kampagne, die ein Lieferkettengesetz mit verbindlichen Sorgfaltspflichten fordert. Um dieses Anliegen zu unterstützen lädt ein Netzwerk von Organisationen und Initiativen zu einem Mobilisierungs-Workshop am 11.10.2019 in Stuttgart ein.

Initiative für ein Lieferkettengesetz in Baden-Württemberg in die Fläche bringen

Die Erfahrung zeigt: Es reicht nicht, dass sich einige Unternehmen freiwillig um die Achtung der Menschenrechte in ihren Lieferketten bemühen. Es braucht gesetzliche Vorgaben, die von allen Unternehmen umgesetzt werden müssen. Deshalb startete am 10. September 2019 eine breit getragene Kampagne, die ein Lieferkettengesetz mit verbindlichen Sorgfaltspflichten fordert. In Baden-Württemberg hat sich ein Netzwerk von Organisationen und Initiativen gebildet, um dieses Anliegen zu unterstützen. Die Handy-Aktion Baden-Württemberg gehört mit dazu.

Das Netzwerk lädt am Freitag, den 11. Oktober, zwischen 16.30 und 20.30 Uhr zu einem Mobilisierungs-Workshop im Hospitalhof in Stuttgart ein. Dort wird es Hintergrundinformationen zur Kampagne und ihrem Anliegen, Impulse für unterschiedliche Aktionsformen, ein Argumentationstraining und Angebote zu Lobby- und Bildungsarbeit geben. Der Workshop wendet sich an alle, die dazu beitragen möchten, die Kampagne, die bis 2021 laufen wird, in Baden-Württemberg in die Fläche zu bringen und vor Ort gut zu verankern.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

Wann?                11. Oktober, 16.30 – 20.30 Uhr

Wo?                     Hospitalhof Stuttgart, Büchsenstraße 33

Programm

  • Ankommen & Begrüßung
  • Grußwort (Claudia Duppel, Geschäftsführerin des DEAB)
  • Die Initiative Lieferkettengesetz (Uwe Kleinert, Werkstatt Ökonomie)
  • Lieferkettenverantwortung aus der Südperspektive – das Beispiel Kongo
    (Cathy Plato, Ndwenga e.V.)
  • Gemeinsam mehr bewegen – Impulse zu Kollektivem Handeln in lokalen Netzwerken (Marieke Kodweiß, EPIZ Reutingen)
  • Workshops
    – Nein, heute haben wir leider keinen Infotisch für Sie.”
    – Aktionstheater
    – Argumente für ein Lieferkettengesetz
    – Politische Lobbyarbeit
    – Methodenworkshop „Fairantwortung in der globalisierten Welt!? Zu komplex für die Bildungsarbeit?”
    – Nach dem Massaker von Marikana: Erfahrungen der Plough back the fruits-Kampagne mit der BASF
  • Abschlussrunde

Weitere Informationen:
Mobilisierungs-Workshop

Anmeldung
Bitte melden Sie sich bis 7. Oktober unter zeb@elk-wue.de zu der Veranstaltung an. Nennen Sie dabei nach Möglichkeit den Workshop, an dem Sie voraussichtlich teilnehmen.

Rückfragen
Uwe Kleinert, Werkstatt Ökonomie,
Telefon 06221 4333611
uwe.kleinert@woek.de

Friedensnobelpreisträger fordert Christen und Kirchen zum Handeln auf

Der Gynäkologe und Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege aus der Demokratischen Republik Kongo berichtet bei seinem Besuch in Tübingen und Stuttgart eindrücklich von seiner Arbeit und seinen Erfahrungen in dem an Bodenschätzen reichsten Land der Welt.

Montag Abend am 24. Juni in Stuttgart. Die Stiftskirche ist voll besetzt. Auf Einladung des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm), sowie der Kooperationspartner Diakonie Württemberg mit Brot für die Welt, missio, der Handy-Aktion Baden-Württemberg und anderer Organisationen wird Dr. Denis Mukwege mit herzlichem und langanhaltendem Beifall empfangen. Der Gynäkologe und Friedensnobelpreisträger aus der Demokratischen Republik Kongo berichtet eindrücklich von seiner Arbeit und seinen Erfahrungen in dem an Bodenschätzen reichsten Land der Welt. Brutale und „entmenschlichte Gewalt“ traumatisiere ganze Familien, die Gewalt gegen Frauen sei an der Tagesordnung. In den letzten 20 Jahren hat Mukwege mehr als 50.000 Frauen, die unter dieser Gewalt leiden, behandelt. Dies sei nur die Spitze des Eisbergs. Viele Frauen sind gar nicht in das Panzi-Hospital in Bukavu gekommen, auch aus Angst vor Stigmatisierung. Das Ziel der lokalen Milizen sei es, dass alle traumatisiert werden und so die Erze Coltan und Kobalt billiger abgebaut werden können. Coltan werde in einer Gegend gefördert, in der die Würde der Frauen als „Schlachtfeld“ genutzt werde. Die Erze, notwendig auch für die Produktion von Laptops, Mobiltelefone und zunehmend für Autobatterien, werden in der zentralafrikanischen Republik illegal durch eine Mafia gefördert. Und der Staat lässt dies zu.

Drama seit 20 Jahren

Seit 20 Jahren findet im Kongo dieses Drama statt. Man rechnet mit 6 Millionen Toten und 4 Millionen Binnenflüchtlingen. Sie haben keine Zelte, nichts. Im Jahr 2010 haben die Vereinten Nationen einen „Mapping Bericht“ veröffentlicht, der die Grausamkeiten bis ins Detail auflistet, 617 Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder sogar Genozid. Dazu gab es auch Empfehlungen, beispielsweise, dass die internationale Gerichtsbarkeit die Verbrechen untersucht. Geschehen ist bisher jedoch nichts. Die Gewalt gegen Frauen und Kinder geht weiter. „Letzte Woche sind 300.000 Menschen obdachlos geworden. Es ist wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt, denn Frieden ohne Wahrheit ist nicht möglich. Sie ist wichtig, um die Justiz zu stärken. Dieser Prozess hilft, dass die Täter die Opfer um Verzeihung bitten können“, sagt Mukwege zu den Besuchern in Stuttgart, wie zuvor bereits auf dem Kirchentag in Dortmund und bei einer Veranstaltung in Tübingen. „Erheben Sie ihre Stimme, damit diese Regierenden so nicht mehr handeln können. Sie haben diese Macht!“, appelliert er an die Stuttgarter Zuhörer.

Resolution und Unterschriftsammlung

Die Reaktionen auf dem Kirchentag in Dortmund bewegen Denis Mukwege und das Difäm dazu, seine Forderungen niederzuschreiben und eine Resolution auf den Weg zu bringen. Darin wird die Bundesregierung und die Kommission aufgefordert, dass der „Mapping Bericht“ der UN von 2010 wieder in den zuständigen UN-Gremien behandelt wird, Opfer zu Wort kommen und die in dem Bericht beschriebenen Empfehlungen zeitnah umgesetzt werden. Dazu soll ein international anerkanntes und unabhängiges Justizverfahren eingeführt werden, das Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verfolgt. Nur wenn die Wahrheit ans Licht komme, könne Gerechtigkeit entstehen. Erst dann habe das Land eine Chance, Frieden zu erlangen, denn „vollständige Heilung geschieht erst dann, wenn Menschen auch Gerechtigkeit erfahren“, so der Nobelpreisträger. Dabei setzt der kongolesische Arzt, der aus seinem starken christlichen Glaube heraus handelt, auf die Kraft der Solidarität und Brüderlichkeit. „Die Kirche ist wichtig und spielt eine entscheidende Rolle. Sie muss dem Staat sagen, was nicht funktioniert. Als Verbraucher und als Christen haben Sie eine wichtige Rolle. Sie können Einfluss nehmen auf die Unternehmen, die diese Erze verarbeiten. Initiieren Sie eine Bewegung, die darauf zielt, dass die Unternehmen so produzieren, dass die Geräte unter sauberen Bedingungen produziert und die Menschenrechte respektiert werden. Es ist eine Gefahr für uns alle, denn junge Leute sind wütend, wenn sie sehen, dass andere Gewinne mit den von ihnen gewonnenen Erzen machen. Den Preis bezahlen dann alle“, sagt der Menschenrechtler am Ende der Veranstaltung. Ein Boykott von Rohstoffen aus dem Kongo wäre jedoch der falsche Weg. „Ich bin überzeugt, dass deutsche Unternehmen im Kongo Coltan und Kobalt unter guten Arbeitsbedingungen abbauen könnten.“

Veränderungen sind möglich

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat nach Medienberichten bei einem Gespräch am vergangenen Montag Vormittag in Stuttgart das Engagement des kongolesischen Friedensnobelpreisträgers hervorgehoben und weitere Hilfe seines Bundeslandes zugesagt. „Dr. Mukwege führt einen mutigen Kampf gegen sexualisierte Kriegsgewalt“, sagte Kretschmann nach dem Treffen vor der Presse. Die Landesregierung werde sich auch weiterhin mit Nachdruck einsetzen für Frauen, die unter den Folgen von Krieg litten. Auch bei Landesbischof Frank Otfried July kommt die Botschaft des Sohns eines protestantischen Pastors an. „Wir werden nochmals an uns selbst prüfen, wo wir noch stärker auch mit Unternehmen unseres Landes sprechen müssen. Wir sind aufgefordert, den globalen Blick nicht zu verlieren und diesen auch zu erneuern“, sagt er bei seinem Schlusswort in der Stuttgarter Stiftskirche. Denis Mukwege zeige deutlich, dass Veränderungen möglich sind. „Diese Welt hat es verdient, dass wir uns als Kinder Gottes für die Schwachen und die Opfer von Gewalt einsetzen und die Frauen und Kinder im Kongo mit unseren Gaben unterstützen, aber vor allem auch mit unseren Möglichkeiten der politischen Willensbildung und der gesellschaftlichen Intervention.“ Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm in Tübingen, appelliert daran, aktiv zu werden. Es müsse sich jetzt etwas ändern, dass die Gewalt nicht weitergeht. Dabei sind keine Sonntagsreden gefragt, sondern konkretes Handeln. „Wir möchten Denis Mukwege dabei unterstützen, unbequem zu sein und aufzustehen. Manchmal begibt man sich dabei so wie er auch in Gefahr und es wird ungemütlich.“ Das Ziel sei, dass Unternehmen transparent und fair produzieren. Der erste Schritt sei, dass die jetzt vorgelegte Resolution von vielen mitgetragen wird. Die Handy-Aktion Baden-Württemberg setzt sich auch für einen fairen Einkauf von Rohstoffen und die Verbesserung der Produktionsbedingungen ein. Durch Bildungsarbeit zu ethischen Fragestellungen entlang der Wertschöpfungs- und Nutzungskette der Mobiltelefone trägt diese Initiative zu einem konsumkritischen Bewusstsein bei.

Eberhard Fuhr
Pressesprecher des EJW, Mitglied in der Steuerungsgruppe der Handy-Aktion Baden-Württemberg

Online-Petition

Mit dieser Resolution unterstützen Sie die Forderungen des Friedensnobelpreisträgers Dr. Denis Mukwege. Er hat die Forderungen auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2019 formuliert und uns alle aufgerufen, sie zu unterschreiben:

>> Online-Petition Dr. Denis Mukwege

Weitere Informationen:

Gesetzlicher Rahmen gefordert

Die Initiative ist ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen. Die Handy-Aktion Baden-Württemberg gehört zu den offiziellen Unterstützern der Initiative.

Die Initiative tritt ein für eine Welt, in der Unternehmen Menschenrechte achten und Umweltzerstörung vermeiden – entlang ihrer gesamten Lieferkette, von der Rohstoffgewinnung bis zum Endkunden, nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland. Erschreckende Berichte über brennende Fabriken, ausbeuterische Kinderarbeit oder zerstörte Regenwälder zeigen immer wieder: Freiwillig kommen viele Unternehmen ihrer Verantwortung nicht ausreichend nach.

Daher fordert die Initiative ein Lieferkettengesetz in Deutschland! Unternehmen, die Schäden an Mensch und Umwelt in ihren Lieferketten verursachen oder in Kauf nehmen, müssen dafür haften. Skrupellose Geschäftspraktiken dürfen nicht länger ohne Konsequenzen bleiben.

Weitere Informationen sowie eine Petition zum Unterschreiben finden Sie unter www.lieferkettengesetz.de